FOCAST Lüneburg GmbH

Die FOCAST Lüneburg GmbH setzt eine seit 1840 bestehende Gussproduktion in Lüneburg fort. Das Unternehmen ist Teil der international aufgestellten OGEPAR Unternehmensgruppe. An ihrem Standort in Lüneburg produziert die Gießerei Einzelteile, Klein- und Einzelserien in den Werkstoffen Grau- und Sphäroguss mit rund 100 Mitarbeitern.

Ausgangslage: Verluste durch Corona-Pandemie

Im Jahr 2019 war in der metallbe- und verarbeitenden Branche für die von dem Unternehmen hergestellten Gussprodukte bereits ein merkbarer Nachfragerückgang festzustellen. Während im Jahr 2019 noch ein Umsatz von rund Mio. € 20,5 erzielt wurde, trafen die Gießerei ab März 2020 die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie schwer. Der bereits seit dem Jahr 2019 zu verzeichnende Einbruch des Auftragseingangs hatte sich durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie im Jahr 2020 erheblich vertieft. Der ursprünglich für das Jahr 2020 geplante Umsatz in Höhe von Mio. € 18,9 war infolgedessen nicht mehr erzielbar. Dem standen Kosten gegenüber, die nicht an die rückläufige Umsatzentwicklung angepasst werden konnten. Anhand der Liquiditätsplanung war im November 2020 absehbar, dass Ende Januar 2021 eine Zahlungsunfähigkeit bei weiterhin rückläufigen Auftragseingängen und gleichem Kostenniveau eintreten würde. Für eine Personalanpassung unter Normalbedingungen waren keine ausreichenden Mittel vorhanden. Langlaufende Verträge mit Handelsvertretern, die erheblichen Aufwand verursachten aber keine neuen Aufträge generierten, zehrten die Liquidität zusätzlich auf.

Lösung: Eigenverwaltung mit Insolvenzplan

Die geschäftsführende Gesellschafterin entschloss sich daher, durch die Berater von KSB INTAX eine Sanierung in Eigenverwaltung vorbereiten zu lassen. Nachdem die umfangreichen Antragsunterlagen mit Planungsrechnungen Ende November 2020 bei Gericht eingereicht worden waren, ordnete das Gericht die vorläufige Eigenverwaltung für das Unternehmen an und bestellte einen vorläufigen Sachwalter.

Mit Hilfe der Rechtsanwälte von KSB INTAX wurde umgehend eine Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die zu diesem Zeitpunkt noch 118 beschäftigten Arbeitnehmer in die Wege geleitet, sodass die nächsten Monate bis Ende Januar 2021 ohne Belastung der liquiden Mittel durch Personalkosten zur Entwicklung eines Sanierungsplans genutzt werden konnten.

Durch die erleichterten Kündigungsmöglichkeiten in der Insolvenz wurden die Verträge mit den Handelsvertretern mit Eröffnung des Eigenverwaltungsverfahrens am 01. Februar 2021 mit sofortiger Wirkung beendet.

Neuer Sanierungstarif und Personalabbau

Das Unternehmen stand vor der besonderen Herausforderung, dass infolge der Insolvenzantragstellung der bisher für das Unternehmen geltende Sanierungstarifvertrag weggefallen war. Das Sanierungskonzept ging auf der anderen Seite aufgrund der verringerten Markterwartungen von einem Jahresumsatz von künftig rund Mio. € 16,4 aus. Zur Wiederherstellung der Renditefähigkeit war somit die Kostenstruktur des Unternehmens an das geringere Planumsatzniveau anzupassen. Infolgedessen wurden im Anschluss an konstruktive Verhandlungen mit dem Betriebsrat ein Interessenausgleich und Sozialplan für 18 Arbeitsverhältnisse verhandelt. 11 Arbeitsverhältnisse wurden daraufhin mit der verkürzten Kündigungsfrist von max. drei Monaten zum Monatsende beendet.

Trotz dieser maßvollen aber notwenigen Personalreduzierung gelang es, mit der IG Metall einen neuen Sanierungstarifvertrag für das Unternehmen abzuschließen. Im Gegenzug verpflichtete sich die Gesellschafterin umfangreiche Investitionen am Standort Lüneburg in die technischen Anlagen noch im Jahr 2021 vorzunehmen und die dafür erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen.

Insolvenzplan

Um das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung schnell abzuschließen und wieder in den Normalbetrieb wechseln zu können, erstellten die Experten von KSB INTAX für das Unternehmen auf Basis der Restrukturierungsmaßnahmen einen Insolvenzplan, der mit dem Gläubigerausschuss und dem Sachwalter zügig abgestimmt werden konnte. Bereits im August wurde der Insolvenzplan den Gläubigern der Gießerei zur Abstimmung vorgelegt, die dem Plan mit den notwendigen Mehrheiten zustimmten, sodass die Weichen für die Aufhebung des Verfahrens und die Vornahme der notwendigen und zugesagten Investitionen gestellt waren.

Das Insolvenzverfahren in Eigenregie konnte im Ergebnis bereits nach rund acht Monaten erfolgreich abgeschlossen werden und das Unternehmen für die Gesellschafterin erhalten bleiben.