Nordpol+ Agentur für Kommunikation GmbH

Die im Jahr 1998 als Boutique Agency gegründete Nordpol+ Agentur für Kommunikation GmbH war Teil der HH2O-Unternehmensgruppe, die sich auf die Konzeptionierung interdisziplinärer Kommunikationskonzepte im Bereich Werbung spezialisiert hatte. Die Unternehmensgruppe erbrachte ihre Leistungen an den Standorten Berlin, Hamburg und Heilbronn und beschäftigte mehr als 50 Kreative.

Eintritt der Krise

Nachdem sich der Hauptkunde der HH2O-Gruppe entschlossen hatte, künftig seine Aufträge an Wettbewerber zu vergeben, gelang es nicht, den damit verbundenen Umsatzeinbruch auszugleichen. Mit der Gründung neuer Gesellschaften sollten neue Geschäftsfelder erschlossen werden, um den Weggang des Hauptkunden zu kompensieren. Dabei wurde jedoch das klassische Agenturgeschäft vernachlässigt. Die Expansion war zudem mit hohen Investitionskosten und einem erheblichen Anstieg der Fixkosten verbunden, dem keine hinreichenden Umsatzerlöse gegenüberstanden. Im Jahr 2018 drängten die finanzierenden Banken auf die Erstellung eines Sanierungskonzepts. Das daraufhin von einer Unternehmensberatung erstellte Konzept nach IDW S6 bescheinigte der Gesellschaft die Fortführungs- und Sanierungsfähigkeit. Die Maßnahmen zur Sanierung wurden jedoch nur teilweise realisiert. Gleichzeitig gelang es nicht, die Finanzierung des Unternehmens durch die Bereitstellung zusätzlicher Mittel aus dem Gesellschafterkreis zu sichern. In der inzwischen auf 13 Gesellschaften angewachsenen HH2O-Gruppe ging der Überblick über die wechselseitig entstandenen Forderungen und Verbindlichkeiten verloren. Die beteiligten Banken waren daher Ende des Jahres 2018 nicht mehr bereit, das Unternehmen mit zusätzlicher Liquidität zu stützen. Als eine der Banken die Kreditlinie zum 31.01.2019 gekündigt hatte, war die drohende Zahlungsunfähigkeit der Nordpol+ Agentur für Kommunikation GmbH sowie weiterer Gesellschaften aus der HH2O-Gruppe absehbar.

Lösung: Eigenverwaltung mit Investoreneinstieg

Die geschäftsführenden Gesellschafter entschlossen sich, mit der zugespitzten Situation offensiv umzugehen und mit Unterstützung durch KSB INTAX eine Investorenlösung zur Sanierung der Gesellschaft im Rahmen eines Eigenverwaltungsverfahrens umzusetzen.

Da die einzelnen Gesellschaften aus der Gruppe auf mehrere Gerichtsstandorte verteilt waren, wurde erstmalig in einem Eigenverwaltungsverfahren ein Gruppengerichtsstand (Konzerninsolvenz) beim Amtsgericht Charlottenburg in Berlin gegründet. Antragsgemäß ordnete das Amtsgericht Charlottenburg für sieben Gesellschaften der Gruppe in Hamburg, Heilbronn und Berlin die vorläufige Eigenverwaltung an und bestellte für alle Gesellschaften denselben Sachwalter.

Nach Eröffnung der Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung im April 2019 wurde die Kreativagentur von den Sanierungsexperten von KSB INTAX weiter begleitet und die Nordpol+ bei der Herauslösung aus der HH2O-Gruppe beraten. Durch die mit der Geschäftsführung entwickelte Kommunikationsstrategie war es gelungen, sämtliche Kunden, darunter einen renommierten amerikanischen Sportartikelhersteller, von der Zukunftsfähigkeit der Agentur zu überzeugen.

Während des Verfahrens konnte mit dem Investor, der von der Geschäftsführung favorisiert wurde, eine Einigung über die Übernahme der Agentur unter Zustimmung des eingesetzten Gläubigerausschusses erzielt werden. Der Unternehmenskaufvertrag wurde zum 31.12.2019 unterzeichnet. Das fünfköpfige Führungsteam der Nordpol+ um die Geschäftsführer blieb bestehen. Damit war die Zukunft der Werbeagentur gesichert. Alle 44 Mitarbeiter wurden im Rahmen dieser so genannten übertragenden Sanierung von dem Investor in die neue Gesellschaft übernommen, die unter gleicher Firmierung ihren nationalen und internationalen Kunden die ganzheitliche Konzeption und Entwicklung von Markenkommunikation anbietet.