KI in der Auftragsvergabe durch die öffentliche Hand

02. Mai 2025   |   Vergaberecht

Künstliche Intelligenz hält Einzug in die öffentliche Auftragsvergabe – mit großem Potenzial, aber auch neuen rechtlichen Herausforderungen. Erfahren Sie, wo KI bereits zum Einsatz kommt, welche Risiken bestehen und worauf Unternehmen jetzt achten sollten.

Wo kommt KI in der öffentlichen Vergabe zum Einsatz?

Bereits heute nutzen viele öffentliche Auftraggeber digitale Lösungen, um Vergabeprozesse effizienter zu gestalten. Der Einsatz von KI geht einen Schritt weiter: Sie kann Daten auswerten, Vorschläge generieren und Entscheidungen vorbereiten. Einsatzbereiche sind unter anderem:

- automatisierte Erstellung von Leistungsbeschreibungen,
- KI-gestützte Bewertung von Angeboten,
- Risikoprofile für Bieter auf Basis historischer Daten,
- Marktanalyse zur Auswahl geeigneter Beschaffungsstrategien.

Der Vorteil: Die öffentliche Hand kann schneller, objektiver und datenbasierter agieren. Doch genau hier beginnt die rechtliche Herausforderung.

Rechtliche Anforderungen: Transparenz und Gleichbehandlung

Der Einsatz von KI in der Auftragsvergabe durch die öffentliche Hand ist nicht ohne Risiko. Die Grundprinzipien des Vergaberechts – insbesondere Transparenz, Nichtdiskriminierung und Gleichbehandlung – gelten uneingeschränkt. Daraus ergeben sich wesentliche Anforderungen:

- Nachvollziehbarkeit: Bieter müssen verstehen können, wie Entscheidungen getroffen wurden.
- Fairness: KI darf keine unzulässigen Diskriminierungen verursachen.
- Verhältnismäßigkeit: Der Einsatz von KI darf nicht systematisch benachteiligen.

Zudem ist der Datenschutz zu beachten, insbesondere wenn personenbezogene Daten verarbeitet werden.

Neue Spielregeln durch den AI Act

Die Europäische Union hat mit dem AI Act einen verbindlichen Rechtsrahmen für den Einsatz von KI-Systemen geschaffen. Für die öffentliche Auftragsvergabe bedeutet das:

- Vergabesysteme mit KI-Komponenten gelten als Hochrisiko-Anwendungen.
- Öffentliche Auftraggeber müssen dokumentieren, wie die KI arbeitet.
- Unternehmen erhalten ein Recht auf Information und ggf. Widerspruch.

Diese Regelungen haben unmittelbare Auswirkungen auf die Praxis. Auftraggeber und Bieter müssen sich anpassen.

Was bedeutet das für Unternehmen?

Für Unternehmen bringt der Einsatz von KI in der Auftragsvergabe durch die öffentliche Hand sowohl Chancen als auch Herausforderungen:

Chancen:
- Objektivere und schnellere Angebotsbewertung,
- Digitalisierung erleichtert die Teilnahme,
- Qualitätssteigerung bei Vergaben.

Herausforderungen:
- Bewertungsfehler schwerer erkennbar,
- Begrenzte Nachprüfbarkeit bei intransparenter KI,
- Anforderungen an Angebotsstrukturierung.

Unsere Empfehlung: Prüfen Sie Verfahren kritisch und nutzen Sie Ihr Recht auf Information.

Strategische Empfehlungen

- Beobachten Sie technische Entwicklungen frühzeitig.
- Dokumentieren Sie Eignung und Leistungsfähigkeit klar.
- Prüfen Sie Vergabeunterlagen auf unzulässige Automatisierung.
- Bauen Sie Know-how zu digitalen Vergabeverfahren auf.

Fazit: Digitale Vergabe braucht rechtliche Kompetenz

Die Auftragsvergabe durch die öffentliche Hand steht am Beginn einer neuen Ära. Künstliche Intelligenz kann den Vergabeprozess effizienter gestalten – aber nur, wenn sie rechtskonform eingesetzt wird.
 

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